Jede Mediation ist streng vertraulich. Daher haben wir die Namen der Beteiligten geändert und den Konflikt verfremdet.
Konflikt zwischen geschiedenen Eltern
Medianden:
Peter, 41 Jahre, Deutscher, Finanzvorstand, wohnhaft in Deutschland
und seine Ex-Frau
Anabela, 36 Jahre, Portugiesin, Lehrerin, wohnhaft in Portugal
Konfliktsituation:
Nach der Scheidung vor zwei Jahren kehrte Peter nach Deutschland zurück. Die gemeinsame Tochter Cátia blieb bei der Mutter in Portugal. Peter zahlte monatlich Alimente in Höhe von 200 Euro, was Anabela für wenig befand angesichts des „sicher guten Gehalts in Deutschland”. Zu Cátias zehnten Geburtstag erhielt sie von ihrem Vater ein Smartphone im Wert von 800 Euro, damit sie „Videoanrufe machen können“. Anabela konfiszierte das Telefon sogleich, denn sie hielt es „für eine schlechte Erziehung, Cátia so ein teures Handy zu schenken“.
Initiative:
Beim nächsten Besuch Peters seiner Tochter eskalierte der Konflikt. Im Bewusstsein, dass der juristische Weg langwierig und teuer werden würde, entschieden sich Peter und Anabela zur Lösung ihres Konflikts in einer Mediation.
Erkenntnis:
In der Mediation entdeckten Anabela und Peter, dass es eigentlich nicht um das Handy ging, sondern sie mitten in einem Beziehungskonflikt steckten. Es wurde ihnen klar, dass sie diesen lösen mussten, um wirklich und dauerhaft Frieden zwischen ihnen herzustellen – zum Wohl der Tochter und zu ihrem eigenen. Andernfalls würden sie immer weiter streiten. Heute wegen des Handys morgen wegen irgendeiner anderen Sache. Die Frage, ob ein zehnjähriges Kind ein 800-Euro-Smartphone haben und benutzen soll, ließe sich auf der Faktenebene ohne Emotionen leicht lösen. Doch in diesem Fall steht das Smartphone für den Beziehungskonflikt zwischen Anabela und Peter. Sie verstanden, dass sie diesen zuerst lösen mussten und anschließend die Handyfrage einfach zu klären sein würde. Entsprechend gingen sie vor: In der Mediation redeten sie endlich über ihre Bedürfnisse, verletzte Gefühle und Ängste. Sie sprachen und hörten zu. Es gelang ihnen, gegenseitiges Verständnis zu entwickeln und fanden sich im gemeinsamen Ziel – das Wohl Cátias – zusammen.
Lösung:
In der Mediationsvereinbarung definierten Peter und Anabela ihre Mutter- und Vaterrolle und wie sie jeweils zum Wohlbefinden und zur gesunden Entwicklung der Tochter beitragen wollten. Sie setzten eine Liste mit konkreten Maßnahmen auf wie z. B., dass Cátia das Smartphone ausschließlich zu Hause benutzen dürfte, vor allem auch für Videoanrufe mit dem Vater, um so weiter möglichst viel Deutsch zu sprechen. Überdies vereinbarten sie die Anhebung der Alimente auf 250 Euro monatlich. Weiter verpflichteten sie sich, die Sorgerechtsvereinbarung flexibler zu handhaben.
Ergebnis:
Anabela, Peter und Cátia erreichten allgemeinen und dauerhaften Frieden. Die Eltern konnten schließlich ihre Elternbeziehung, die ja über die Scheidung fortbesteht und die sie zuvor negiert hatten, akzeptieren. Vereint in dem Ziel, ihrer Tochter eine gute Erziehung zu geben, schafften sie es, ihre negative Einstellung in eine positive zu verwandeln.