Jede Mediation ist streng vertraulich. Daher haben wir die Namen der Beteiligten geändert und den Konflikt verfremdet.

Restrukturierung

Medianden:
Luís, 42 Jahre, seit Kurzem nationaler Leiter eines Servicebereichs und verantwortlich für die Niederlassung in Porto
Abel, 53 Jahre, Niederlassungsleiter in Coimbra

Konfliktsituation:
Vor der Restrukturierung besaß das multinationale Unternehmen drei Filialen in Portugal. Luís leitete das Büro in Porto und Abel das Büro in Coimbra. Ihr Verantwortungsbereich umfasste jeweils sämtliche Dienstleistungen des Unternehmens auf regionaler Ebene. Bei der Restrukturierung wurden nun auf nationaler Ebene vier Servicebereiche gebildet, für die vier Verantwortliche ernannt wurden. Mit dem wichtigsten Servicebereich wurde Luís betraut. Abel war nicht bereit, die neue Macht des Kollegen zu akzeptieren und blockierte die Zusammenarbeit. Luís fühlte sich nicht respektiert und erhöhte den Druck.

Initiative:
Als Luís sich beim Landesleiter über Abel beschwerte, schlug dieser vor, eine Mediatorin zu kontaktieren mit dem Ziel, eine Lösung für die zukünftige Zusammenarbeit zu finden.

Erkenntnis:
In der Mediation entwickelten Luís und Abel mehr Verständnis für die Bedürfnisse des anderen: Luís wollte seine Chance nutzen und als neuer Servicebereich-Verantwortlicher maximal erfolgreich sein. Abel wollte für seine bisherigen Leistungen in diesem Servicebereich anerkannt werden und seinen Einfluss behalten.

Lösung:
In der Mediation gelang es Luís, Vertrauen zu entwickeln und sein Bedürfnis nach absoluter Kontrolle abzubauen. Mit Blick auf seinen angestrebten Erfolg erkannte er Abels Erfahrung als wertvoll und dass es essenziell war, Abels Motivation zu wahren. So entschied er sich, auf Teamwork mit ihm zu setzen. In der Mediationsvereinbarung vereinbarten die beiden Kollegen eine enge Zusammenarbeit: Jeden Montag würden sie in einer zweistündigen Besprechung die Situation analysieren. Luís würde Abel einbinden und seine Meinung anhören, jedoch alleine die Entscheidungen fällen und die Richtung vorgeben.

Ergebnis:
Beide Mitarbeiter fühlten sich am Ende anerkannt und motiviert. Luís würde Zeit gewinnen und einen erfahrenen Partner auf seinem Weg zum Erfolg. Abel hatte seinen wichtigsten Aufgabenbereich behalten und empfand so seinen Arbeitsplatz als gesichert. Zu den Gewinnern zählen neben den beiden auch der Landesleiter und das Unternehmen.

Konflikte zwischen Arbeitskolleginnen/-kollegen führen zu Produktivitätsverlusten zwischen 20 und 30 Prozent.